„Wir werden morgen an die Arbeit gehen…“ Die Ereignisse des 12. Februar 1934 aus Salzburger Sicht

Titelbild: Richard Bernaschek initiierte in Oberösterreich den Aufstand im Februar 1934. 1945 wurde er im Konzentrationslager Mauthausen ermordet.


In Salzburg kam es am 12. Februar 1934 zu einem Treffen des sozialdemokratischen Parteivorstandes mit den wichtigsten Mitgliedern des Republikanischen Schutzbundes. Die Polizei nutzte diese Gelegenheit aus und verhaftete dort sämtliche Funktionäre. Doch man hatte vorgesorgt: Aus Angst vor Razzien wurden die Waffen des Schutzbundes zuvor aus den Parteiheimen entfernt und auf kleinere Lager aufgeteilt. Doch nun sollte sich diese Vorgehensweise rächen. Da die privaten Verstecke nur wenige hochrangige Funktionäre kannten, war eine Waffenausgabe aufgrund der Inhaftierungen nicht mehr möglich. Somit fielen am 12. Februar keine Schüsse in der Salzburger Landeshauptstadt.

„In Salzburg begannen die eigentlichen Aktionen dann erst am 13. Februar mit Streiks der Arbeiter in der Brauerei Kaltenhausen, der Wasserbauarbeiter und der Arbeiter der Zellulosefabrik. Die rund 200 beteiligten Schutzbündler wurden dabei von Landtagsvizepräsident Anton Neumayr (SDAP) beschwichtigt. Der Aufstand sei aussichtslos, Gewalt das falsche Mittel. In der Folge wurden Neumayr und die gesamte Halleiner Streikleitung (rund 30 Personen) verhaftet.“ [1]

In manchen Landgemeinden war es hingegen möglich gewesen, Sprengstoff an einzelne Schutzbündler auszugeben. Einer Übermacht von Exekutive und Heimwehr gelang es jedoch, die Arbeiter rasch zu stellen. Überall im Bundesland wurden sozialdemokratische Parteiheime und -lokale aufgebrochen und besetzt. Die Tiroler Heimwehr mischte aus Rache für den missglückten Aufstand ebenfalls mit. So wütete etwa die „Penz-Platte“ in Schwarzach, ein gefürchteter Heimwehr-Schlägertrupp aus Innsbruck.

Dennoch gelang es immer wieder, kleinere Widerstandsaktivitäten durchzuführen. In Uttendorf wurden beispielsweise Gleise der Pinzgauer Lokalbahn verlegt. In der Landeshauptstadt blockierte ein gesprengter Leitungsmast die Eisenbahnstrecke. Auch die Tageszeitung „Salzburger Chronik“ berichtete am 16. Februar über solche Sabotageakte:

„Wie von der Direktion der Salzkammergut-Lokalbahn mitgeteilt wird, wurde in der vergangenen Nacht auf der Bahnlinie, und zwar bei Kilometer 57.7 beim Hallwanger Bogen ein verbrecherischer Anschlag verübt. Es wurde eine Schiene gesprengt, wodurch der Zugverkehr für einige Zeit unterbrochen war. Der Frühzug kam mit eineinhalbstündiger Unterbrechung in Salzburg an.“ [2]

Vor allem die sozialdemokratischen Eisenbahner leisteten verbissenen Widerstand, allerdings war es ihnen aufgrund ihres reduzierten Personalstandes nicht möglich gewesen, den Generalstreik zu befolgen. Alle Dienststellen der Bundesbahn in Salzburg konnten so von Heimwehrleuten und den sogenannten Freiheitsbündlern rasch besetzt werden.

Dennoch gelang es ihnen, die Drehscheibe der Remise II in Gnigl mit einer quergestellten Lok zu blockieren. So verhinderte man das Ausfahren der übrigen Lokomotiven aus dem Rundschuppen. Das eilig herbeigerufene Bundesheer konnte jedoch die Situation unter Kontrolle bringen. Am 16. Februar wurde dann der letzte Sabotageakt in der Stadt Salzburg registriert – im Nonntal wurde ein Bombenanschlag auf die Lokalbahnbrücke verübt.

Nach den Kampfhandlungen stellte die Polizei umfangreiche Untersuchungen zu den Vorkommnissen in Gnigl an, die jedoch weitestgehend erfolglos blieben. Ein Eisenbahner, der neun Monate in Untersuchungshaft gehalten wurde, musste schließlich freigelassen werden. Seine Schuld am Sabotageakt war nicht nachweisbar.

Das Salzburger Polizeigefängnis war bis Mai 1934 mit sozialdemokratischen Funktionären überfüllt. Mit Ausnahme mancher Schikanen des Wachpersonals wurden die Häftlinge hier jedoch deutlich besser behandelt als in den restlichen Bundesländern. Dies mag auch an Landeshauptmann Franz Rehrl gelegen haben, der als konsensbereiter Politiker galt und somit kein Interesse an derartigen Repressionen hatte.

Der austrofaschistische Ständestaat ging hingegen mit ungeminderter Härte vor und legte nach den Kampfhandlungen die österreichische ArbeiterInnenbewegung lahm. Die Partei, die Gewerkschaften und alle befreundeten Organisationen wurden verboten. Rund 18.000 Personen wurden im Zuge der Februarkämpfe verhaftet. Österreich verlor damit die einzige Kraft, die vier Jahre später den NationalsozialistInnen hätte Widerstand leisten können.

Text: Alexander Neunherz 
Bild: Privat

Anmerkung zur Überschrift: 
Heimwehrführer und Innenminister Emil Fey erklärte am Vorabend des 12. Februar 1934: "Wir werden morgen an die Arbeit gehen, und wir werden ganze Arbeit leisten für unser Vaterland, das nur uns Österreichern alleine gehört und das wir uns von niemand nehmen lassen."

Quellen: 
[1] Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft.
[2] Salzburger Chronik, Ausgabe vom 16. Februar 1934.