Gegen die Schwerkraft der herrschenden Verhältnisse: Wie Sozialdemokraten kommunale Geschichte am Land schrieben

Jakob Viehauser aus Dienten am Hochkönig zählt zu den sozialdemokratischen Bürgermeistern der ersten Stunde. Bereits im Jahr 1903 gelang es ihm, in seiner Heimatgemeinde im ländlichen Salzburg den Posten des Gemeindevorstehers für die Sozialdemokratie zu erringen – ein bemerkenswerter Erfolg, denn bis zum Ende der Monarchie blieb er der einzige sozialdemokratische Bürgermeister im gesamten Bundesland.

Dies wirft die Frage auf, welche weiteren Sozialdemokraten in ihren Gemeinden, Bezirken oder Bundesländern als Wegbereiter tätig waren. Eine zusammenhängende Darstellung dazu existiert bislang nicht; Hinweise finden sich nur verstreut in regionalen Archiven und historischen Buch- und Zeitungsbeständen.

Der folgende Beitrag versteht sich daher als erster Versuch, einen Überblick über diese frühen Wegbereiter der Sozialdemokratie zu geben – und wird fortlaufend mit neuen Erkenntnissen ergänzt.

Oberösterreich

Zu den ersten sozialdemokratischen Vertrauensmännern zählten der Schuhmacher Anton Indra (Salzkammergut), der Hafner Alois Sperl (Ried), der Holzarbeiter Matthias Tischlinger (Wels) sowie der Schneidermeister Franz Vögerl, der Schuhmachermeister Alois Boček und der Hafnergeselle Josef Lehner (alle Steyr). [1]

Salzburg

Jakob Viehauser, Dienten am Hochkönig: erster sozialdemokratischer Gemeindevorsteher / Bürgermeister Salzburgs im Jahr 1903 [2]

Peter Zwinger, Schwarzach im Pongau: zweiter sozialdemokratischer Bürgermeister Salzburgs ab 1918 [3]

Die ersten Vertrauensmänner im Land Salzburg waren Johann Gehwolf (Werfen), Franz Brutar (Lend), Georg Koller (Taxenbach), Simon Abram und Richard Herzog (Saalfelden) sowie Jakob Viehauser (Dienten). [4]

Tirol

Bereits in den 1870er- und 1880er-Jahren waren die ersten sozialdemokratischen Aktivisten in Kitzbühel tätig und hatten Einfluss auf Johann Filzer, der aus einer bäuerlichen Familie stammte. Der autodidaktisch gebildete Filzer, der später als „Bauerngelehrter“ bekannt wurde, gründete in Kitzbühel das erste Arbeiterheim Tirols. [5]

Vorarlberg

Adolf Kölbl, Hard: 1. sozialistischer Bürgermeister Vorarlbergs im Jahr 1947 [6]

Die ersten beiden sozialdemokratischen Gemeindevertreter Vorarlbergs wurden bereits 1894 in Hard gewählt. [7]

Titelbild: Der Sozialdemokrat, April 1928.

Quellen:
[1] Vgl. Konrad, Helmut (1981). Das Entstehen der Arbeiterklasse in Oberösterreich, Europaverlag, Wien–München–Zürich, Seite 422.
[2] Vgl. Neunherz, Alexander (2025). Jakob Viehauser. Sozialdemokratischer Bürgermeister der ersten Stunde, Wien.
[3] Vgl. Kaut, Josef (1982). Der steinige Weg. Geschichte der sozialistischen Bewegung im Lande Salzburg, Graphia Druck- und Verlagsanstalt, Salzburg, Seite 252.
[4] Ebda, Seite 37.
[5] Vgl. Renner-Institut Tirol (2020). Was wir ersehnen von der Zukunft fernen, Innsbruck, Seite 44.
[6] Vgl. Bundschuh, Werner (1994). Neubeginn: Gründung der SPÖ-Ortsgruppe, in: Bundschuh, Werner/Dreier, Werner/Mittersteiner, Reinhard (HG.): Sozialdemokraten im Dorf. 100 Jahre SPÖ Hard, Vorarlberger Autoren Gesellschaft, Bregenz, Seite 56.
[7] Vgl. Mittersteiner, Reinhard (1994). Kulturkampf im Dorf. Die Harder Sozialdemokratie in der Monarchie, in: Bundschuh, Werner/Dreier, Werner/Mittersteiner, Reinhard (HG.): Sozialdemokraten im Dorf. 100 Jahre SPÖ Hard, Vorarlberger Autoren Gesellschaft, Bregenz, Seite 12.