“Mythos Kaprun”
[Artikel: Alfred Migsch – Ein Vollblutpolitiker mit Nuancen]
Der Bau der Hochgebirgsstauseen Mooserboden und Wasserfallboden in den Hohen Tauern entwickelte sich zu Beginn der Zweiten Republik zum identitätsstiftenden „Mythos Kaprun“. Er diente als Sinnbild für Wiederaufbau, technischen Fortschritt und ein neues nationales Selbstverständnis. Ausgeblendet blieben lange Zeit problematische Aspekte wie Zwangsarbeit, lebensgefährliche Arbeitsbedingungen und die politische Instrumentalisierung des Projekts.
Hermann Göring, führender Funktionär des NS-Staates, markierte im Mai 1938 den Baubeginn dieses Prestigeprojekts. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1945 waren mehr als 6.000 Zwangsarbeiter sowie rund 4.000 Kriegsgefangene gezwungen, unter extremen Bedingungen auf dieser Hochgebirgsbaustelle zu arbeiten. In den Jahren 1940 bis 1945 kamen etwa 120 Menschen ums Leben.
Die akute Stromknappheit der Nachkriegszeit führte zu einer raschen Wiederaufnahme der Bauarbeiten. Harte Arbeitsbedingungen und große persönliche Opfer prägten das Selbstbild der Kaprun-Arbeiter, das in Literatur, Presse und Film seinen Niederschlag fand – etwa in der Fernsehserie “Wolken über Kaprun” Mitte der 1960er Jahre.
Am 23. September 1955 wurden die Tauernkraftwerke schließlich offiziell eröffnet. Rund ein Jahr später überreichte der Wiener Bürgermeister Franz Jonas anlässlich der Fertigstellung einen mit 60.000 Schilling dotierten Preis der Dr.-Karl-Renner-Stiftung an eine Delegation aus Kaprun (4 Arbeiter, 2 Ingenieure) für die Verdienste um die Republik Österreich.
Erst im Jahr 1998 wurde das Schicksal der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter von einer unabhängigen Historikerkommission aufgearbeitet.
Fotocredits: Privatarchiv / Sozialistische Gewerkschaftsfraktion Mooserboden (Kaprun)
Bergbaugeschichte “Mühlbach am Hochkönig”
[Artikel: Jakob Viehauser: Sozialdemokratischer Bürgermeister der 1. Stunde]
Die Geschichte von Mühlbach am Hochkönig war lange eng mit dem Kupferbergbau verbunden. Im Jahr 1829 begann hier die Ära des modernen Bergbaus. Ihren Höhepunkt erreichte die Förderung um 1914, als etwa 1.700 Menschen in der kleinen Gemeinde im Pinzgau beschäftigt waren. Nur wenige Jahre später zwang die Weltwirtschaftskrise zur Schließung der Mine, was für die Bevölkerung und den Ort eine schwere wirtschaftliche Krise bedeutete. Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde der Bergbau wieder aufgenommen und blieb bis 1976 in Betrieb.
Fotocredits: Privatarchiv















